Thomas Mann in Amerika

Als das nationalsozialistische Deutschland Europa ins Chaos stürzt, wird Amerika zu Thomas Manns Heimat. Hier entstehen zentrale Werke wie «Doktor Faustus», von hier wendet er sich via Rundfunk an die deutschen Hörerinnen und Hörer. Die Ausstellung «Thomas Mann in Amerika» zeigt, wie der Schriftsteller für die Demokratie kämpft, sich für Frieden und Humanität einsetzt – und wie er in der Krise zu einer neuen, politischen Poetik findet.

-English announcement below-

Die Ausstellung nimmt Thomas Manns (1875-1955) Verhältnis zu Amerika von den ersten Reisen bis zu den Jahren im Exil in den Blick. Dabei wird seine Rolle als Botschafter deutscher Kultur und als Vermittler für europäische Künstler sichtbar. Seine publizistische Tätigkeit – etwa für das Radio – belegt das tiefgreifende politische Engagement des Dichters, das nicht zuletzt von der eigenen Familie gefordert und gefördert wird. Nach 1945 ändert sich Manns Verhältnis zu Amerika, in welchem die konservativ-isolationistische Politik der McCarthy-Ära bereits ihre Schatten voraus wirft. Der «Gedanke einer wiederholten Emigration» (TB 18.7.1950) realisiert sich schliesslich mit der Rückkehr in die Schweiz 1952.

Zugleich zeigt die Ausstellung auch Manns literarisches Schaffen während seiner Zeit in den USA: Im Zeichen der globalen Erschütterungen durch den Nationalsozialismus sucht auch der Autor nach einer neuen Haltung. Die neue Zeit verlangt das Ende einer rein ästhetischen Literatur, eines nunmehr verantwortungslosen l’art pour l’art. «Thomas Mann in Amerika» vermittelt den politische Einfluss auf dessen Literatur anhand der grossen Exilromane «Joseph, der Ernährer» (1943), «Doktor Faustus» (1947) und «Der Erwählte» (1951).

«Where I am, there is Germany»

-Thomas Mann-

«Thomas Mann in Amerika» präsentiert Tagebücher, Typoskripte und Briefe, Reden, Radioansprachen und Fotografien sowie Materialien zu den drei Romanen, die in den Exiljahren 1938 – 1952 entstehen.


Vernissage
Mittwoch, 23. Oktober 2019, 18:30 Uhr | Kirche St. Peter
Lukas Bärfuss spricht über «Thomas Manns Exil als Exempel»:
Thomas Mann gehört zu jenen Menschen, die in der öffentlichen Wahrnehmung ganz in der Funktion aufgehen, hinter der Maske des Schriftstellers verschwinden. Sein Leben ist die Vollendung des Bürgers, gleichzeitig ihre Nemesis, die Erfüllung in der Entfremdung, im Exil.


Thomas Mann in America
24 October 2019 – 19 January 2020

The German author Thomas Mann (1875-1955) spends fourteen years exiled in America: while the Nazi regime revokes his citizenship, the Nobel laureate is greeted enthusiastically in his new home. Here, Mann speaks as the ambassador of a different, more civilized Germany. His lecture tours are attended by tens of thousands, and his appeals to abandon Hitler are broadcast into totalitarian Germany. However, faced with the rise of anti-communism after the end of World War II, Mann becomes increasingly sceptical about his adopted home country.

“Thomas Mann in America” presents diaries, manuscripts and letters; speeches, radio addresses and photographs; as well as material on the three novels “Joseph the Provider,” “Doctor Faustus” and “The Good Sinner,” which are written during the years in exile, 1938-1952.

Kuration
Rémi Jaccard und Philip Sippel

Gestaltung
Hubertus Design

In Kooperation mit
Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich
Deutsches Literaturarchiv Marbach
«Thomas Mann in Amerika», kuratiert von Ellen Strittmatter und Marc Wurich, war vom 22. November 2018 – 30. Juni 2019 im Literaturmuseum der Moderne in Marbach zu sehen: dla-marbach.de Für Zürich wurden die Inhalte und Materialien neu aufbereitet und an die hiesigen Gegebenheiten angepasst.

Mit grosszügiger Unterstützung von
Georg und Bertha Schwyzer-Winiker Stiftung

Beitragsbild
Thomas Mann in Pacific Palisades, 1941. Foto: unbekannt | Thomas-Mann-Archiv, ETH-Bibliothek Zürich