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Di-Fr 12–18 Uhr | Do 12–22 Uhr | Sa-So 11–17 Uhr
Die Geschichten des Baron Münchhausen gehören zur Weltliteratur. Dabei ist umstritten, wie man ihn verorten soll: Historische Person oder literarische Imagination? Nachdem Münchhausen 1785 erstmals in Buchform aufgetreten war um beim Lesen den lustvollen Gebrauch der eigenen Urteilskraft anzuregen, hat er schon bald ein faszinierendes Eigenleben entwickelt.
Heute ist «Münchhausen» eine weltweite Chiffre für Hochstapelei und unwahrscheinliche Handlungen. Vor allem aber zeigt sich der Baron in fantastischen Illustrationen, Filmen und verschiedenartigsten Objekten. Seit der Erstausgabe 1785 in London wächst auch die Zahl der Geschichten kontinuierlich: Auf ein erstes kleines Buch folgen bis 1800 nicht nur neun Fortsetzungen mit immer neuen Episoden, es liegen auch amerikanische, deutsche, französische, niederländische, schwedische und russische Ausgaben vor. Mit seiner Mischung aus Erzähllust, Abenteuer und aufklärerischer Kritik verbreitet sich das «Phänomen Münchhausen» rasant um den Globus. Und weit über die Bücher hinaus kristallisiert sich ein ganzer Kosmos von Fragen zu Wahrheit und Lüge, zu Vorstellungskraft und Phantastik – bis hin zu den Themen Täuschung und Anerkennung, auf die der medizinische Fachbegriff «Münchhausen-Syndrom» zielt.
Der Baron Münchhausen reitet auf Kanonenkugeln, um feindliche Heerlager auszuspionieren, klettert an einer Bohnenranke auf den Mond und zieht sich an den eigenen Haaren aus dem Sumpf, ohne dass dabei seine Perücke verrutschen würde.
Wie kommt es dazu? Der deutsche Universalgelehrte Rudolph Erich Raspe verfasst auf Englisch ein Büchlein über die fiktiven Abenteuer eines «Baron Munchausen», das anonym erscheint. Die Figur basiert auf dem realen Hieronymus Carl Friedrich Freiherr von Münchhausen (1720–1797). Der weitgereiste Adlige gilt als begnadeter Erzähler – und er ist keineswegs erfreut, dass nun ein «Lügenbaron» seinen Namen trägt. Dass er in Deutschland überhaupt davon erfährt, hat mit dem reissenden Absatz zu tun, den das Buch findet. Und mehr noch mit der deutschen Fassung des Dichters Gottfried August Bürger – diese ist teils Übersetzung, teils eigene Schöpfung. So unwahrscheinlich die Erzählungen, so komplex ist auch die Geschichte ihrer Entstehung und Verbreitung.
Ausgehend von den berühmtesten Episoden Münchhausens präsentiert die Ausstellung das «Phänomen Münchhausen» anhand von zahlreichen Buchausgaben, Illustrationen und Objekten aus dem 18. Jahrhundert bis zur Gegenwart. Die Ausstellung im Strauhof entsteht in Zusammenarbeit mit der Münchhausen Bibliothek Zürich. Die Leihgaben stammen alle aus dieser umfassenden privaten Forschungsbibliothek.