Di-Fr 12–18 Uhr | Do 12–22 Uhr | Sa-So 11–17 Uhr

Wild Card 18:
200 Jahre Jakob Senn

Der «Grüne Heinrich» von Fischenthal – eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert zu den Anfängen der Alphabetisierung und Literarisierung der Landbevölkerung im Kanton Zürich.

www.jakob-senn-200.ch

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Jakob Senn kommt am 20. März 1824 in Fischenthal als drittes von fünf Kindern des Landwirts und Heimwebers Hans Jakob Senn und der Anna Diener zur Welt. Trotz nachgewiesener Begabung bleibt ihm der Besuch der Sekundarschule verwehrt. Senn bildet sich autodidaktisch weiter, versucht als Dichter Anerkennung zu finden und wird Teil des Kreises um den Volksdichter Jakob Stutz.
Mit 32 Jahren gelingt Senn der Sprung nach Zürich. Er findet 1856 eine Anstellung als Buchhandelsgehilfe im Antiquariat Siegfried und tritt mit lyrischen Publikationen an die Öffentlichkeit. Nach sechs Jahren macht er sich selbständig und verarbeitet sein bisheriges Leben in Form eines hervorragenden Entwicklungsromans. Vergeblich bittet er Gottfried Keller um die Vermittlung an einen Verleger; der Roman erscheint erst 1888 posthum unter dem Titel «Ein Kind des Volkes».
1864 heiratet Senn Anna Brandenberger, die ihm 1862 einen unehelichen Sohn geboren hat. Er übernimmt mit ihr in St. Gallen die Wirtschaft «Hinter Mauern»; als er 1867 die grössere Wirtschaft «Vor Speisertor» kauft, gerät er in finanzielle Schwierigkeiten. 1868 wandert er mit seiner Frau nach Uruguay aus, wo er sich fortan in Montevideo und Umgebung als Buchhalter, Gärtner, Koch, Buchbinder und Maler betätigt.
1878 kehrt Senn nach Zürich zurück, um im Auftrag der Regierung von Uruguay ein Auswanderungsbüro zu eröffnen. Der Plan scheitert. Am 5. März 1879 wird seine Leiche aus der Limmat geborgen. Seinem Tagebuch hat er die vielsagenden Verse anvertraut: «Innere Zerrissenheit / sonder Friede / Machte, ach, mich vor der Zeit / müde, müde.»


Ausstellung
Anhand der Aufzeichnungen der Brüder Senn malt die Wanderausstellung eindrückliche Zeitbilder der Schweiz aus dem 19. Jahrhundert. Sie beleuchtet insbesondere die Alphabetisierung und Literarisierung der Landbevölkerung. Sie zeigt, auf welchen Wegen sich Leselustige in den 1830er und 1840er Jahren ihre Lektüre beschaffen mussten, bevor sie sich in den 1850er Jahren plötzlich mit einem Überangebot an Büchern konfrontiert sahen. Im Strauhof liegt der Fokus auf Jakob Senns Dichterwerdung, die «Bilder und Asichte vu Züri» und seinem Tod in Zürich. Mehr dazu


Theaterstück
Auf der Bühne werden Jakob und sein Bruder Heinrich Senn sowie die literarische Figur «Hans Grünauer» fürs Publikum besonders greifbar: Matthias Peter schlüpft in die Haut dieser drei Figuren und rollt so Jakob Senns exemplarisches Schicksal als Autodidakt auf, der mit der literarischen Sichtung seines Lebens den Höhepunkt seines Schaffens erreichte. Das Erzähltheaterstück berichtet aber auch von den Schattenseiten dieses Lebens, von der Niederlassung als Wirt in St. Gallen und der Auswanderung nach Südamerika, von der desillusionierten Rückkehr und dem bitteren Tod in der Limmat.

Aufführungen von «Jakob Senn – Der ‘Grüne Heinrich’ von Fischenthal» im Strauhof:

So 14.1.24, 16 Uhr
Do 18.1.24, 20 Uhr
So 21.1.24, 11:30 Uhr


Der Publizist und Schauspieler Matthias Peter hat sich jahrelang mit den Brüdern Jakob und Heinrich Senn beschäftigt. Er hat Heinrich Senns Tagebücher ausgewertet und als «Jakob und Heinrich Senn – Zeitbilder der Schweiz aus dem 19. Jahrhundert» 2004 im NZZ-Verlag publiziert. Für die Publikation von Jakob Senns «Hans Grünauer» im Limmat Verlag im Jahr 2006 hat er das Nachwort beigesteuert und sich als Leiter der Kellerbühne St.Gallen ein Theaterstück auf den Leib geschrieben. Eine Neuauflage von «Hans Grünauer» erscheint 2024 und

Für das 200-Jahr-Jubiläum geht Matthias Peter mit Ausstellung und Theaterstück zu Jakob Senn auf Tournée durch den Kanton Zürich:

Zürich – Strauhof │ 11. – 21.1.24
Kilchberg – C. F. Meyer-Haus │ 23.1. – 11.2.24
Sankt Gallen – Bibliothek Hauptpost │ 14.2. – 9.3.24
Glattfelden – Gottfried Keller Zentrum │ 11.3. – 12.4.24
Fischingen – Kloster │ 16.4 – 10.5.24
Bäretswil – Museum Neuthal │ 12.5. – 27.10.24