Veranstaltungen

25. März 2024 | 19 Uhr

Von Hobelmaschinen, Steinbrüchen und Massnahmen zur Unfallverhütung

Lesung aus Kafkas amtlichen Schriften für die Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt

Mit Dagny Gioulami und Samuel Streiff

Veranstaltung im Sogar Theater
Tickets im Vorverkauf: 10 / 20 / 35 CHF

Einer der Steinbrüche, die Kafka als «wüste Trümmerstätte» bezeichnete (© Archiv Klaus Wagenbach)

Franz Kafka führt ein «Doppelleben»: Tagsüber arbeitet er als Beamter in der Arbeiter-Unfall-Versicherungs-Anstalt (AUVA), nachts ist er Schriftsteller. Zwar steht die berufliche Tätigkeit seiner künstlerischen Berufung im Weg, doch ist der Versicherungsjurist ein gewissenhafter Angestellter und im Laufe seiner Karriere wird er mehrfach befördert.

«Nirgends noch hatte K. Amt und Leben so verflochten gesehen wie hier, so verflochten, dass es manchmal scheinen konnte, Amt und Leben hätten ihre Plätze gewechselt.»

– Franz Kafka, Das Schloss –

Die Lesung aus den amtlichen Schriften ergründet zentrale Motive des Autors, die in Verbindung zu seiner beruflichen Tätigkeit stehen: Lange bevor Kafka in der «Strafkolonie» eine Maschine beschreibt, die Körper aufspiesst, kennt er solche verstümmelnden Apparate aus den Industriegebieten, die er für die AUVA betreut. Oder er befasst sich beruflich mit dem Tod bei der Arbeit in Steinbrüchen – den Prozess-Protagonisten Josef K. wiederum lässt Kafka in einem Steinbruch sterben. Die Lesung zeigt zudem, wie der Beamte Kafka in einer Zeit der technischen Modernisierung und neuer Sozialgesetzgebung tätig ist und sucht nach der Stimme des Schriftstellers in seinen amtlichen Schriftstücken.

6. April 2024 | 14 Uhr

Comic-Workshop für Kinder

Thema: Metamorphosen

Mit Lika Nüssli vom Strapazin Comic Magazin

Ab 7 Jahren

Anmeldung unter vermittlung@strauhof.ch
Teilnahme CHF 6

9. April 2024 | 18.30 Uhr

«Amerika vor Augen oder Kafka in 43 min 30 sec»

Film von Hanns Zischler (BRD, 1978).
In Anwesenheit des Regisseurs

In Zusammenarbeit mit dem Farocki-Forum (UZH)

Im Filmpodium
Tickets über das Filmpodium

AMERIKA VOR AUGEN ODER KAFKA IN 43 MIN 30 SEC (Hanns Zischler, BRD, 1978)

Hanns Zischler ist nicht nur als Schauspieler in Filmen von Wim Wenders, Steven Spielberg oder Jean-Luc Godard bekannt. Er ist auch Fotograf, Autor, Filmemacher und nicht zuletzt Kafka-Experte. Für die Redaktion «Literatur und Sprache» des Westdeutschen Fernsehens (WDR) inszenierte Hanns Zischler im Sommer 1978 Anschlüsse an Kafkas «Amerika»-Roman, die weniger den Inhalt des Buchs als die Auseinandersetzung mit der Sprache, den Buchseiten und Buchstaben inszenieren. «Auf das Fernsehen übertragen, sofern das überhaupt zulässig ist, hiesse das, Kafka oder zum Beispiel seinen Roman Amerika oder Der Verschollene, als etwas zu behandeln, das dem Wasser ähnelt.» (Zischler)

Im Film agieren neben Zischler selbst unter anderem Harun Farocki, Jeff Layton, Nina Weitzner und Werner Hamacher

17. April 2024 | 19.30 Uhr

Vor dem Gesetz. Franz Kafka und das Judentum

Vorlesung von Martin Dreyfus

Anmeldung, weitere Kurse und Exkursionen zu Franz Kafka unter www.vhszh.ch

Franz Kafka entstammt einer jüdischen deutschprager Familie. Obwohl er sich seines Judentums durchaus bewusst ist, erscheint es im Gegensatz zu den Werken seiner literarischen Freunde und Weggenossen in seinen Erzählungen und Romanen nicht explizit. Dennoch hat es in seinem Leben und Werk, wie in deren Nachwirkung, Spuren hinterlassen, auf die insbesondere sein Freund Max Brod nachdrücklich hingewiesen hat.

In der Vorlesung soll diesen Spuren nachgegangen werden. Am 20. April, 10.30 Uhr findet zusätzlich eine Exkursion in den Strauhof mit gemeinsamer Besichtigung der Ausstellung statt.

22. April 2024 | 18 Uhr

Das Tier als Tür

Kim de l’Horizon spricht über Kafka

Anmeldung unter vermittlung@strauhof.ch
Eintritt + CHF 6

© Anna Schwartz

«Kafkas Tiere treten mir in der Lektüre als Türen entgegen, sie sind Schwellen, Schwellungen, plötzliche Wellen im starren Gefüge. Ein Mensch wird ein Käfer, ein Affe ein Halbmensch und die Maus sitzt in einer Sackgasse und der Ausweg ist, die Laufrichtung zu ändern, in den Mund der Katze zu gehen; die Maus wird Katze. Die Tiere bei Kafka treten mir als kätzische Münder entgegen; unausweichliche Angebote meine Laufrichtung zu ändern, mich zu transformieren. Wie Kafka sich jeden Satz aus dem Fleisch herausschneidet, so schneiden mich seine Tiere aus meinem angestammten Menschsein und ich bekomme lesend Ahnungen, wie es gehen könnte, mich mit nichtmenschlichen Ahn*innen zu verbinden, um andere Zukünfte zu erschreiben.» – Kim de l’Horizon

8. Mai 2024 | 18 Uhr

«Kafkas Werkstatt»

Das neue Buch von Kafka-Experte Andreas Kilcher über den Schriftsteller bei der Arbeit

Gespräch mit Andreas Kilcher (ETHZ) und Lesung der Texte von Thomas Sarbacher

Anmeldung unter vermittlung@strauhof.ch
Eintritt + CHF 6

Der Zürcher Literaturwissenschaftler und Kafka-Experte Andreas Kilcher befasst sich in seinem neuesten Buch mit «Kafkas Werkstatt». Wie wie kann man sich den Schriftsteller bei der Arbeit vorstellen, wie funktioniert sein Schreibprozess? Mit Blick auf den «Schriftsteller bei der Arbeit» entfaltet Kilcher die These, dass bei Kafka Lesen und Schreiben aufs Engste verzahnt sind. Denn Lesen war für Kafka nicht bloss eine Form von Lernen, Bildung und Unterhaltung, es war vielmehr ein integraler Teil seines Schaffensprozesses: Kafka spricht selbst von «Appetit» und «Gier» nach Büchern, aber wichtiger noch ist für ihn die Lektüre von Tageszeitungen und Zeitschriften, die sein Schreiben direkt oder unbewusst stimuliert hat.